Mittwoch, 28. September 2011

Keep on trucking

Heute vor einem Jahr bin ich in Zürich in ein Flugzeug gestiegen. Längst ist mein Rückflug als "no show" abgelaufen. Meine Reise hat mir unvergessliche Begegnungen und Erlebnisse beschert und das Beste, es werden noch viele folgen.

Vielen Dank an alle, die mich unterstützen und unterstützt haben meinen Traum zu realisieren. Danke an jene die ihn unterwegs zu etwas unvergesslichem werden lassen und herzlichen Dank, dass Du mich hier auf meiner Reise via meinen blog begleitest.

Beste Grüsse aus Mulegé, Baja California Sur, Mexico,

thomas

Sonntag, 25. September 2011

45°C

Life is good here - Why go somewhere else?

Vier Fledermäuse bieten mir eine veritable Flug-Show. Ihre Flügel schimmern im Gegenlicht der vor kurzem untergegangenen Sonne, trotz ihrer schnellen Flügelschläge kann man durch ihre Flügel das strahlende Abendrot sehen. Einmal grosse Kreise fliegen, zischen sie unvermittelt, nervös einen Haken schlagend in eine andere Richtung, mückenjagend hetzen sie so eine ganze Weil vor dem roten Himmel umher. Ich sitze auf meiner Terrasse, ja liebe Leserin, lieber Leser. Glaubst Du fast nicht gell? Weil der campt doch die ganze Zeit, wie soll der jetzt eine Terrasse haben? Hast Dich grad gefragt. Aber wirklich! Ich habe einen Campingplatz mit Terrasse. Der treue blue truck steht unter einem grossen hohen Schattendach, das ist so hoch, dass ich sogar das Hubdach aufstellen konnte ohne an der Decke anzuschlagen. 


Und eben, oben drauf da gibt es eine Terrasse. Eine schmale Treppe führt hinauf, über die vorderste Reihe von permanent installierten Campern sehe ich hinweg an den leeren, einsamen Strand, auf die andere Seite in die kahlen Berge der Wüste vor der mir eben die Fledermäuschen ihr Akrobatik vorführen.


Ausser mir wohnt hier noch Rick, ein grosser Mann. Viele weisse Streifen zieren seinen im riesigen Unterleibchen gekleideten Körper, anscheinend sitzt er wesentlich mehr wenn er an der Sonne ist als dass er steht. Von Santa Barbara in Kalifornien sei er, aber seit 10 Jahren hier. Sei hierher gekommen und hängen geblieben. Jedes Mal wenn er aufsteht und ein paar Schritte macht stöhnt er und verzieht das Gesicht – „you’re o.k., Rick?“ – „Oh yes, I am perfect…“ Dann gibt es noch Frosty, er hat seinen Trailer direkt vor mir installiert, ein bärtiger Alt-Hippie, mit Tatoos und grauem Rossschwanz. „Too many regulations in California…“ das hätte ihn aus dem Lande getrieben. Hier sei er fast das ganze Jahr, besuche aber dann und wann die Kinder in Colorado, dann nimmt er seinen Wohnsattelschlepper mit, lässt nur seinen Beach Buggy hier. Wie kommst Du zu Texas Schildern an Deinem Truck, frage ich Frosty. In Texas gäbe es so ´nen Club erklärt Frosty, „The Escapees“ – „Die Entkommenen“ so etwa. Da brauchst Du nicht in den USA wohnen und die machen aber alles für Dich als würdest Du, in den USA wohnen. Post wird nach Mexico geschickt und so. In Colorado arbeitet er jeweils auf dem State Park als Freiwilliger, so kann er dann kostenlos campen. Zwischendurch besucht ihn hier südlich von San Felipe seine Ex-Wife, mit der sei er seit 34 Jahren zusammen, 17 verheiratet und 17 geschieden, aber immer zusammen grinst er.

Ich bleibe zwei Nächte, schwimme im warmen Meer, kümmere mich um die Wasserpumpe die nicht mehr richtig abstellen will, hänge in der Matte, Lese, Schwimme, trinke ein Bierchen mit Frosty und Rick – nicht auf der Terrasse, da käme Rick wohl nicht hoch – aber bei Frosty vor dem Wohnauflieger. Der hat einen „Front-Row“ Platz mit direkt Blick aufs Meer. „Front-Row, das willst Du nicht…“ sagte mir Rick als ich ankam „…way too expensive!“ Viel zu teuer. Das Leben sei perfekt hier, sagt Rick während wir von Frosty's Platz  über das Meer schauen, weshalb wo anders hingehen, fragt er ohne auf eine Antwort zu warten und spricht vom Wetter und von Hilary, nicht Clinton aber Hurricane Hilary, wir müssten uns keine Sorgen machen, er werde den Verlauf genau im Internet verfolgen und uns rechtzeitig warnen. Ob es in Schweden auch Hurricane's gäbe fragt er, "No in Switzerland we don't have hurricanes..." - "So wie hast Du den Toyota von Schweden nach den USA gebracht?" - "Ich habe ihn in Basel, Switzerland, verladen, den Rhein hoch..." - "Also Du hast in Schweden alles aufgegeben und bist einfach losgereist..." 

Später klopft er mehrmals bei Frosty an die Tür, entschuldigt sich schon wieder zu stören. Gibt einen up-date zu Hilary, die noch viele Tage weit weg ist. Beim letzten Mal rät er Frosty mit seiner immer weichen und überfreundlichen, väterlichen Stimme, er solle doch seine Versicherungspolice überprüfen, damit er auch für Sturmschäden gedeckt sei. Frosty nickt, lächelt freundlich, mit dem Lächeln eines „Escapee“ der gar keine Versicherung hat, bedankt sich herzlich und verschwindet im gekühlten Wohnwagen. Rick stöhnt, verzieht das Gesicht schmerzvoll und schaukelt zu seinem Wohnwagen zurück.

Am Morgen startet Rick seinen 4-Wheeler, seinen vierräderigen Töff, er knattert damit um den Platz, macht vor dem grossen Eingang kehrt, parkt ihn wieder vor seinem Wohnwagen und verschwindet im etwas schräge auf vier Backsteintürmchen dastehenden, blechernen Gehäuse seines Wohnwagens, obendrauf die Klimaanlage surrt. Kaum ist er verschwunden, öffnet sich die Türe von Frosty’s Camper, mit einer Kaffee-Tasse in der Hand schlendert er zu seinem Beach-Buggy. 


Tschtschtschtscht, der Anlasser dreht, aber der gute alte Käfer Boxer will nicht anspringen. Die Kaffeetasse steht auf dem kleinen Dächlein des Buggy, Frosty dreht und drückt ein bisschen am Vergaser. Er steht noch neben dem Gefährt als er den Zündschlüssel dreht. Broooom und die Kiste läuft mit dem typischen boxer-knattern eines Käfers. Frosty setzt sich in die Rohrrahmenkonstruktion. Er dreht eine Runde auf dem Platz, vor dem grossen Tor dreht er ab, parkt 2 Minuten später wieder vor seinem Camper, schnappt sich die Tasse vom Dach und verschwindet in seinem Trailer.

Life is good here – Why go somewhere else? – Zeit für mich weiter zu ziehen.


Mexico


Ein Geier wird von seinem Sitz auf einem Strommasten gescheucht ein Artgenosse macht ihm das Plätzchen streitig. Die Sonne brennt. Die Hitze flimmert über dem salzig-trockenen Delta des Colorado Rivers zu meiner Linken. Sand, Wüste, kahle Berge zu meiner Rechten. Heiss weht der Wind durch die offenen Fenster des Toyotas. Schlappgemacht hat das Thermometer, noch in den USA haben sie aber im Radio gesagt es sei 107 Grad Fahrenheit, das müssen nahe bei 40°C sein und ich denke, seit ich die Grenze passiert habe ist es nichts als noch wärmer geworden. Der Toyota knurrt zufrieden, auch wenn es heiss ist, er mag diese tiefen Regionen nahe der Meereshöhe viel besser als die hohen Berge mit dünner Luft. – Baja California, Mexico.
Sonnenaufgant über der See von Cortez
Die Grenze in Mexicali habe ich erfreulich einfach passiert. John, der Ehemann von Silvia, welche ich in Redondo Beach, Los Angeles besucht hatte, riet mir diesen Grenzübergang zu nehmen. Jenen, ausserhalb der Stadt vom Interstate 8 links weg, auf California 7 direkt an die Grenze. Das war ein guter Tipp. Es gibt keine Schlange am Zoll, ich schleuse mich um die farbigen Abschrankungen durch die „nothing to declare“ Linie. Ein rotes Licht, eine Barriere, ein grünes Licht die Schranke zischt hoch und vibriert an ihrem oberen Totpunkt wie eine Palme im Hurricane, schon bin ich in Mexico. Mein Pass steckt noch im Hemdentäschen, ungestempelt, als ich realisiere, dass ich ja schon Richtung City unterwegs bin. Staub und Kies raschelt im Radkasten des blue truck, mit einem grossen Bogen ziehe ich einen Halbkreis um ein Verkehrsinselchen und fahre zurück an den Grenzposten. Ich sehe ein grosses weisses Schild über zwei Aluminumtüren mit tiefgetöntem Glas „Banjercito“. Das ist schon mal gut, denn ich weiss, dort muss ich mein Auto temporär nach Mexico einführen. Wissend, dass das erst geht, wenn ich auch mich selbst korrekt als Tourist deklariert habe, steure ich auf einen Beamten zu der vor dem Häuschen der Zollstelle im Schatten steht. Ich blabbere mit meinem verrosteten Spanisch etwas von Migracion, der Señor ist äusserst freundlich, erklärt mir schön langsam und deutlich auf Spanisch wo ich lang gehen muss, in welches Gebäude und dass ich dort direkt im Parterre läuten soll. Ich sehe mich selbst doppelt spiegelnd in der Sonnenbrille einer hübschen, jungen Zöllnerin der ich die Tür aufhalte und gleich nach ihr in das grosse Foyer des Zollgebäudes schreite, sie verschwindet flux hinter einem paraventähnlichen Trennwändchen. Ein Glöckchen, so eins um mit der flachen Hand draufzuhauen, wie es sie in kleinen Hotels manchmal noch an der Rezeption gibt, so eines steht auf einer langen Theke. Mit einem sanften Schlag auf das Glöcklein erklingt ein, einer Stimmgabel ähnlicher, in der grossen Halle schallender Ton. Es raschelt hinter der Wand und ein Herr Anfang 60 guckt mich über seine tief auf der Nase sitzende Brille an. Sein weisser Schnurrbart tanzt auf und ab, als er mir mit einer Mischung aus Spanisch und Englisch sehr freundlich erklärt, was ich auf dem Formular das er mir hinschiebt ausfüllen muss. Kaum mehr Informationen als bei einem Hotel Check-In werden verlangt. Er kritzelt noch das eine oder andere auf den Zettel, gibt mir dazu einen kleinen Zettel der aussieht wie die schlechte Kopie einer Sekundarschulprüfung bei der sich ein jeder gedrückt hatte, die Tonerpatrone des Kopierers im Lehrerzimmer endlich auszuwechseln. Mit diesen Papieren schickt er mich raus, zum Banjercito, bezahlen kommt zuerst. Im Banjercito hat es 3 junge Girls und ich bin der einzige Kunde, mit einem freundlichen „Hello“ begrüsst mich eine der Señorittas und strahlt mich an. Logisch, sie peile ich an. Eine Glasscheibe trennt mich von ihrem Arbeitsplatz, ich reiche ihr die Papiere die mir der weissschneuzige Herr mit auf den Weg gegeben hat durch den schmalen Schlitz. Ein bisschen hin, ein bisschen her, die Girls schnattern so schnell wie ein Porsche auf der deutschen Autobahn dahinbrettert miteinander - ich verstehe kein Wort. „How pay you want, Sir?“ fragt sie mich – ich muss sie angesehen haben mit einem grossen Fragezeichen auf meiner Stirn, jedenfalls doppelt sie nach bevor ich fragen kann, in US Dollars, Pesos oder Tarjeta (Kredit Karte). „Tarjeta.“ Alles geht ganz zügig, ich bekomme eine ausgedruckte Quittung, den kleinen Abschnitt des Credit Card Terminals und werde zurück zum Schnauzer geschickt. Schallend ertönt die Klingel in der Halle, der Herr erscheint mit meinem Pass, ein paar Formulare ausfüllen, ein Bostich schnattert, ein paar Stempel knallen und ich habe meine Tarjeta de Turistico. Zurück zu den Girls, jetzt geht es an die Einfuhr des blue truck. Später werde ich wissen, weshalb mich keine mehr anstrahlt zur Wiederbegrüssung. Der Prozess für den Wagen ist wesentlich aufwendiger als für Personen. Viele Formulare, Kopien von Ausweisen, ein Depot per Kreditkarte, welches ich wieder bekomme, wenn ich dann mitsamt dem Auto Mexico verlasse. Immer freundlich mit einer guten Mischung aus Spanisch und Englisch erklärt mir die Señoritta alles. Alsbald habe ich einen bunten Kleber auf dem Finger und ein paar von mir zuvor unterzeichnete Formulare in der anderen Hand. Der Kleber „Hologramo“ klebt an der Scheibe, noch eine letzte Hürde vor dem Verlassen des Areals. Ein eindrücklicher Revolver schaukelt auf der Hüfte der jungen Frau die mich kontrolliert. Der Kleber ist vorschriftsgemäss angebracht. Woher ich komme, wohin ich wolle – Aus der Schweiz, wow, durch das ganze Land und dann im Süden wieder raus, staunt sie. „Todo bien, Adjos“. Der ganze Prozess, zwar kompliziert, aber erfreulich wie freundlich mir alle begegnet sind. Was für eine erfrischende Erfahrung nach den immer sehr pseudo-autoritären Immigration Officern der USA. Manchmal bringen die schwer bewaffneten Typen nicht mal ein „Hello“ oder „Goodbye“ von den Lippen in ihren schwarzen mit Ami und Staatswäppchen verzierten Uniformen. 
Unterwegs auf Mex 5

Einsamer Strand an der Westküste von Baja California

Mittwoch, 21. September 2011

Interessante Verbotstafeln


Anschnallen verboten?


Babies im Auto verboten. Wohin den jetzt plötzlich mit den Kerlchen, mitten in der Wüste?

Freitag, 16. September 2011

Byebye USA - Holà Mexico!

Kaum zu glauben, noch wenige Tage und dann bin ich schon ein Jahr unterwegs. Meine letzten Tage in den USA verbringe ich mit meinen Freunden Silvia und John in Redondo Beach, California. Leider hat auch Ursi ihre Sachen schon gepackt und wird morgen zurück in die Schweiz fliegen. Schade, wir hatten eine wirklich  tolle und spannende gemeinsame Reise von Anchorage bis LA. Am Montag geht es dann auf Richtung Mexico. 


Silvia, Ursi und ich sind heute Morgen zum Frühstücken von Redondo mit dem Velo bis an den Venice Beach geradelt. Das Frühstück war ausgezeichnet, die Szenerie entlang der Beach Promenade auch. Unwahrscheinlich was da alles angeboten wird und wie viele Freaks dort ihrem Hang zur Selbstverwirklichung  nacheifern - oder auch einfach nur Betteln, in den Abfalleimern nach Essbarem oder Pet-Flaschen und Alubüchsen suchen für die sie ein paar Cents von der Gemeinde bekommen, wenn sie den wiederverwertbaren Müll an die Sammelstellen bringen. 


Kalifornien ist einer der Staaten in den USA in denen man nach entsprechender Verschreibung ganz legal Marijuana kaufen und konsumieren kann. Wenn vom Arzt "Medical Marijuana" verschrieben wird bezahlen das sogar die Krankenkasse, vorausgesetzt man hat überhaupt eine.


Radeln am Hermosa Beach, California.


Unterwegs am Highyway 1 Richtung LA





Byebye USA - Holà Mexico!

Dienstag, 6. September 2011

Ein Alien am Crater Lake in Oregon?

The white bike, wie Pantau – von ganz gross zu ganz klein in Sekunden


Sicher kennst Du das, liebe Blogleserin, lieber Blogleser, wenn Du Dich über den Verlust von etwas ärgerst, lässt sich der Verlust-Frust am besten mit schnellem Ersatz vertreiben. Genau das habe ich gemacht. Mein tolles Paratrooper Pro Falt-Mountainbike ist weg, in San Francisco von Strassenräubern vom Auto geklaut. Umgehend nach Ersatz suchen heisst die Devise. In Anbetracht der wenig erfreulichen Erfahrung in SF sind die Anforderungen für das Bike schnell definiert. Statt ein Velo das so vielseitig und robust wie der blue truck ist, wie jenes mit dem jetzt irgend ein Sauhund in San Francisco rumkurvt, soll der Ersatz definitiv im Bauche des Toyotas anstatt an seiner Seite Platz finden.

Ein Klappvelo mit kleinen Rädern soll es sein. Das Dahon Vitesse P18 erfüllt diesen Zweck bestens. Mountainbike-Touren wird es damit natürlich keine mehr geben. Es ist ausschliesslich ein Strassenvelo. Es funktioniert nach dem altbewähren 70er Jahre Miniveloprinzip und hat in der Mitte des Rahmens ein Gelenk. Zusätzlich lässt sich der Lenker drehen und klappen. Wie Pantau, den wir in den 70igern als Goofen im schwarzweiss Philips TV guckten, wird es schwuppdiwupp ganz gross und fahrbereit oder eben auch wieder in ein paar Sekunden ganz klein und verschwindet von aussen unsichtbar im Inneren des Toyota.


O.k., o.k. die weisse Farbe ist ja nicht gerade meine erste Wahl, dafür hab ich aber das Ding mit 200 Dollar Rabatt bekommen, weiter liess sich der Preis auch mit Gejammer über den Verlust meines schönen Mountainbikes nicht drücken.